Andy Schneider
steht hinter der Ferienbetreuung der Gemeinde Rothenburg ab 2024/25
Hier wurden früher kranke Angehörige der Bürgergemeinde gepflegt. Bild: Stefan Kämpfen
Ein besonderes Juwel im Obergrundquartier war das ehemalige Bürgerspital der Stadt Luzern mit dem Stadtpark und mit seiner einstigen Mühle. Heute befindet sich im Gebäude an der Ecke Obergrundstrasse/Hirschengraben u.a. die Luzerner Polizei und die Einwohnerdienste der Stadt Luzern.
Zur Ehre Gottes und für die Armen sei das Bauwerk errichtet worden, sagt uns die lateinische Inschrift «Deo et Pauperibus» über dem Portal zum Mitteltrakt des Westflügels an der Obergrundstrasse. Sein Bau war von der Stadt 1651 beschlossen worden, und zwar als Ersatz für ein gleichnamiges, zu klein gewordenes Spital bei der Franziskanerkirche. Neben dem Franziskanerkloster – im Bereich des heutigen Regierungsgebäudes – stand etwa seit der Mitte des 13. Jahrhunderts das Spital zum Heiligen Geist, das erste urkundlich erwähnte Spital Luzern. 1784 hiess das 1660 eröffnete Bürgerspital noch «Spital zum Heiligen Geist». Das Bürgerspital hatte vielfältige Aufgaben: Hier wurden kranke Angehörige der Bürgergemeinde gepflegt und später gegen Entgelt auch Nichtortsbürgerinnen und -bürger. Das Bürgerspital war auch Altersasyl: Ortsbürgerinnen und Ortsbürger konnten sich hier mit einem Geldbetrag eine lebenslängliche Versorgung sichern. Untergebracht wurden hier auch bedürftige Angehörige der Bürgergemeinde. Und das Bürgerspital bot Reisenden – meist Handwerksgesellen – für eine Nacht freie Herberge. Seit 1830 pflegten Schwestern von Besancon jährlich 1'200 bis 1'400 Kranke. Der Südtrakt, nach dem früheren Stadtheiligen Mauritius «Moritzli» genannt, erhielt 1833 einen Laubengang aus toskanischen Säulen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Bürgerspital immer mehr zu einem eigentlichen Spital, ja es wurde in die Rolle eines Kantonsspitals gedrängt. Dieser Aufgabe konnte das Bürgerspital allein schon wegen der beengten Platzverhältnisse nur bedingt gewachsen sein. Überfordert waren damit auch die finanziellen Kräfte der Bürgergemeinde. Als 1902 das Kantonsspital eröffnet wurde, schloss die Bürgergemeinde ihr Spital und setzte damit den Schlusspunkt hinter eine 600 Jahre alte Tradition. Heute beherbergt das barocke Gebäude die Stadtpolizei und die Verwaltung der Ortsbürgergemeinde. gp/sk
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