Andy Schneider
steht hinter der Ferienbetreuung der Gemeinde Rothenburg ab 2024/25
Wer das Gewerbegebäude am Grimselweg 5 in Luzern in Augenschein nimmt, würde nie erraten, dass sich darin auf zwei Etagen die Stars und Sternchen der Audio-, TV- und Filmindustrie die Klinke in die Hand geben. In den 700 Quadratmetern Weltklasse-Ton- und Filmstudios von Soundville geben seit 1980 Gründer René Zingg und sein Team den Ton an.
Die neun High-End-Ton- und Filmstudios im Spekulationsbau der Sechziger-Jahre sind ganz eng mit einem Namen verknüpft: René Zingg. Das 68-jährige Studio-Urgestein lebt und atmet Soundville und das seit mehr als 43 Jahren. Seine Leidenschaft nahm ihren Lauf, als er im letzten Schuljahr an der Kantonsschule Kollegium Schwyz die Möglichkeit erhielt, als Schlagzeuger in einem Tonstudio zu spielen. «Danach ging ich heim und sagte: Der Typ kann zwar die Anlage bedienen, aber von Tontechnik hat er keine Ahnung», erinnert sich der Gründer der Soundville Media Studios schmunzelnd zurück und ergänzt: «Wenn der das kann, dann kann ich das auch.» Gesagt, getan. Der zukünftige Soundspezialist sammelte alle verfügbaren Prospekte, um sich auf dem Gebiet der Tontechnik weiterzubilden. 1979 war es dann endlich so weit: Im Gebäude vis-à-vis des heutigen Restaurants Einhorn an der Hertensteinstrasse in der Stadt Luzern gründete Zingg sein erstes Tonstudio. Genau an dem Ort, an dem er die ersten vier Lebensjahre verbracht hatte, nahm er 25 Jahre später erste Tonträger auf, unter anderen von so namhaften Kunstschaffenden wie etwa Vera Kaa oder Span, die hier ihren berühmten Song «Louenesee» einspielten. René Zingg bezeichnet sich als echten Stadtluzerner «Eingeborenen», dessen Stammbaum bis 1307 zurückreicht. Umso mehr weh tat es, als er aus der Luzerner Altstadt «herausgeekelt» wurde. Als Grund nennt er gewisse politische Strömungen. «Das hat mich sehr getroffen, da meine Eltern und Grosseltern mütterlicherseits alle in der Altstadt gelebt und gewirkt haben.» Was damals eine kleine Tragödie war, stellte sich alsbald als Glücksgriff heraus. Am Grimselweg hat Zingg 1985 die ersten 330 Quadratmeter gemietet und so den Grundstein für die Soundville Media Studios gelegt. Wer die heutigen Räumlichkeiten betritt, kann sich kaum vorstellen, dass auf gleichem Boden einst nur eine einzige Halle der Unionsdruckerei gestanden hat.
Dass es sich bei Soundville um ein Lebensprojekt von René Zingg handelt, in das er sehr viel Herzblut steckt, wird spätestens bei einer ausgedehnten Führung klar. Vor allem, als wir zum Regieraum Studio A, dem Herzstück der Anlage, gelangen. Das Mischpult habe er selbst konstruiert, entwickelt und mit einem 3D-Drucker gebaut, weshalb es dies so kein zweites Mal auf der Welt gibt, erwähnt Zingg stolz. Für ein Tonstudio seien zwei Kriterien wichtig: «Das sind Schalltrennung und Raumakustik. Mit unseren Mitteln können wir hochneutral beurteilen, was tatsächlich auf der Aufnahme ist und nicht, was der Raum und der Lautsprecher daraus machen.»
Dabei kommt Zingg auch auf die neuste Technik zu sprechen, das sogenannte Dolby Atmos, das er so zusammenfasst: «Die ursprünglich aus dem Kino stammende Raumakustik ist ein immersiv-dreidimensionaler Ton, der so natürlich klingt, wie wir uns das im Alltag gewohnt sind.» Früher hätte es starre Erwartungshaltungen gegeben, wie Stereomischungen passieren mussten. «Es lief alles nur eindimensional und von vorne kommend.» Heute mit Dolby Atmos gäbe es keine technischen Grenzen mehr und nichts sei festgefahren.
Eine von Zinggs Devisen lautet «nie an der Qualität sparen, sondern lieber etappieren» und das merkt man auch daran, welche nationalen und internationalen Musizierenden, Brands und Produktionsfirmen auf das Knowhow von Soundville setzen. Zu den über 1'000 Kunden reihen sich Namen ein, wie Céline Dion, Macy Gray oder Glenn Huges von Deep Purple. Aber auch der Pianist Konstantin Scherbakov, Schwyzerörgeli-Spieler Rees Gwerder und viele namhafte Deutschrapper sowie sämtliche Alben der Rüssgusler-, Pilatusgeister- und Näbelhüüler-Guggemusigen und viele weitere wurden in den Soundville-Studios vertont. Dabei ist es Zingg wichtig zu erwähnen, dass ihm die lokalen und nationalen Musizierenden und Filmemachenden am wichtigsten sind.
Vorbei durch eine 200 Kilogramm schwere Stahltüre erklärt René Zingg, wie im Aufnahmeraum Studio A die Wand konstruiert ist. «Es ist eine Kalksandsteinwand, die beidseitig mit anderthalb Zentimeter Granol verputzt ist. Danach kommen eine doppelte Vorsatzschale als zweite Wand und Flankenschallabsorber, Metallständer, die mit Holz gefüllt sind und eine Menge Gips, Filz, Blei und eine Fermacell-Schicht im Sandwich-Verfahren.» Der Grund für diese massive Bauweise sei die Schalltrennung, die nur mit entweder viel Masse und mehrere Schichten oder mit vergrössertem Abstand erreicht werden könne. «Jeder Studioraum ist ein schwimmender Eisenbetonboden. Man nennt das auch ‹ein Haus im Haus›, denn jeder Raum ist wie ein Haus für sich selbst.» Kein Wunder, muss doch das Gebäude 170 Tonnen verbautes Material tragen können.
Im Aufnahmeraum stehen an die 100 Mikrophone, aber über Geld macht sich Zingg keine Sorgen, denn er habe kein verfügbares Kapital. Alles, was reinkomme, werde gleich wieder investiert. «Ich versuche Geld zu verdienen, um ein Geschäft zu machen. Der Rest der Welt macht ein Geschäft, um Geld zu verdienen.» Auch über seine Pensionierung mag der umtriebige Soundville-Manager nicht nachdenken, «weil ich ja nicht arbeite, sondern nur meinem Hobby nachgehe, das mir besondere Freude bereitet.»
Stefan Kämpfen
Sehr schön gibt es noch Firmen bei denen der Inhaber dermaßen brennt für seine Leidenschaft.
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