Andy Schneider
steht hinter der Ferienbetreuung der Gemeinde Rothenburg ab 2024/25
Trix Gisler ist eigentlich bei den Sozialen Diensten der Stadt Luzern angestellt. Nun nimmt sie eine Auszeit, um in Afrika Menschen in einfacher «First Aid» auszubilden.
Frau Gisler, Sie wollen vom 5. bis 26. September nach Äthiopien, um im Projekt «ilanga» mitzuhelfen. Erzählen Sie uns bitte von Ihrem Einsatz.
Leider kann ich das Projekt am 5. September nicht starten. Anfang August wurde nach tagelangen Unruhen der Ausnahmezustand in Äthiopien ausgerufen. Also musste ich alles absagen. Geplant ist mein Einsatz nun per Anfang 2024. Meine Intention ist rein intrinsisch. Ich wollte in meinen Ferien als ‹Gango› eine Nichtregierungsorganisation (NGO) in einem Entwicklungsland unterstützen, um vor Ort mitzuhelfen. Ein Bekannter hat mir dann den Kontakt zu ‹ilanga› vermittelt. Das Gespräch mit der Präsidentin von ‹ilanga› ergab, dass die Organisation und sehr viele Menschen in ihrem Umfeld froh wären, wenn sie Unterricht in einfacher Erster Hilfe bekommen würden.
Was ist Ihre Aufgabe vor Ort?
Ich habe die IVR-Stufe 3 (Interverband für Rettungswesen), bin First Responder Zentralschweiz und Mitglied in einem Samariterverein. So ist das natürlich ein Volltreffer für mich. Statt als ‹Gango› darf ich nun den Lehrern, den Programmteilnehmenden von ‹ilanga› und anderen NGOs in Äthiopien einfache Erste Hilfe vermitteln. Als Ersthelfer ist man das erste Glied in der Rettungskette. Die medizinische Versorgung in Äthiopien ist nicht sehr gut. Umso wichtiger ist es, dass Grundkenntnisse in Erster Hilfe vorhanden sind. Ziel ist es, Menschen in die Lage zu versetzen, in medizinischen Notsituationen schnell und adäquat Erste Hilfe zu leisten, um Verletzungen oder lebensbedrohliche Zustände zu behandeln oder zu stabilisieren, bis professionelle Hilfe eintrifft.
Was ist Ihre Motivation für diesen Schritt?
Die Antwort ergibt sich auch aus der eingangs gestellten Frage: intrinsisch. Ich reise sehr gerne, auch in einfache Länder, und möchte mich im Rahmen des Möglichen ab und zu nützlich machen. Ich war einmal vor langer Zeit in Indien, Shevgaon, als ‹Gango› in einem sehr abgelegenen Spital. Als ich 2019 als Touristin in Äthiopien war, kam ich an einen Unfall, konnte helfen und die Person ins Spital bringen. Das Spital war sehr kärglich...
Sie gehen auf eigene Rechnung nach Äthiopien. Wie finanzieren Sie Ihre Reise?
Flug und Unterkunft bezahle ich privat, den Einsatz mache ich ehrenamtlich. Ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn ich noch diverse Erste-Hilfe-Materialien kostenlos zum Mitnehmen bekäme, zum Beispiel Verbands- und Fixiermaterial, Desinfektionsmittel, Einmalhandschuhe, Salben, Tropfen, fiebersenkende Medikamente, Schmerzmittel, Vitaminpräparate, aber auch Pinzetten, Blutdruckmessgeräte, Fieberthermometer, Augenleuchten, Stethoskop, Hygieneartikel wären sehr hilfreich. Äthiopien ist eines der ärmsten Länder der Welt, – es fehlt an vielem und alles kann gebraucht werden.
Haben Sie viele Institutionen angeschrieben, um Spenden für Material zu bekommen?
Ja, ich habe hoffnungsvoll über 50 Firmen konkret angeschrieben, aber leider keine Antwort oder standardisierte Absagen erhalten. Nur von Victorinox habe ich Scheren und Taschenmesser bekommen, was mich sehr freut und was ich alles mitnehmen werde.
Mussten Sie eine Auszeit nehmen?
Ich nehme bei meinem Arbeitgeber Ferien.
Haben Sie vor, in Zukunft vermehrt für Hilfswerke tätig zu sein?
Wenn es mir finanziell möglich ist, wenn ich weiterhin fit bin und wenn es meine Arbeit zulässt, dann ja. Aber erst einmal will ich dieses Projekt realisieren.
Was brauchen Sie noch, damit Ihre Äthiopien-Hilfe erfolgreich wird?
Vor allem Material, das ich mitnehmen kann. Ich selbst muss mein Englisch noch etwas auffrischen und vielleicht findet sich noch jemand, der mich begleiten möchte.
«ilanga» ist eine seit 2019 in Äthiopien registrierte Nonprofit-Organisation, die als Fokus unterprivilegierte alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern hat. Das Projekt verfolgt einen Asset-basierter Ansatz, um den Frauen zu einer nachhaltigen Selbstständigkeit zu verhelfen. Die Mütter werden durch Trainings befähigt, emotional belastbar und wirtschaftlich eigenständig zu sein. Danach werden sie darin unterstützt, ein eigenes Mikrobusiness aufzubauen oder eine Berufsausbildung zu absolvieren. Ausserdem wird das ganzheitliche Wohlergehen und die Entwicklung ihrer Kinder mit verbessert.
Die Fragen stellte: Stefan Kämpfen
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