Andy Schneider
steht hinter der Ferienbetreuung der Gemeinde Rothenburg ab 2024/25
Vor 30 Jahren stand das Wahrzeichen Luzerns in Flammen. Ein Unglück, das noch heute in den Köpfen der Menschen ist. Theo Honermann, Kommandant der Feuerwehr Stadt Luzern,
Luzern Es war der 18. August 1993. Um 0.50 Uhr ging ein Notruf auf der Hauptwache der Stadtpolizei ein. «Es brennt ein Schiff unter der Kapellbrücke... und jetzt brennt die Brücke auch noch!» Theo Honermann, der damals in der Milizfeuerwehr war, wurde von der Meldung aus dem Bett gerissen. Als er die Alarmierung hörte, setzte er sich auf die Bettkante und atmete durch. Kurz darauf sass er im Tanklöschfahrzeug, ausgerüstet mit einem Atemschutzgerät. «Als wir beim Luzerner Theater um die Ecke bogen und das Flammeninferno sahen, ging ein Aufschrei durch das Fahrzeug», erinnert er sich. «Das Bild der brennenden Kapellbrücke werde ich nicht mehr vergessen.» Das Hauptproblem war damals, dass sich das Feuer sehr schnell ausbreiten konnte. Die Gefahr, dass auch der Wasserturm durch das Feuer Schaden nehmen konnte, war hoch. Man fürchtete, die Brücke könnte einstürzen - was ein Sicherheitsrisiko für die Einsatzkräfte bedeutet hätte. «Wir haben es später im Hallenbad getestet», sagt Theo Honermann mit einem Schmunzeln. «Wir hätten auch mit unserer Ausrüstung schwimmen können. Aber zum Glück kam es nicht dazu.» Die Ausbreitung des Feuers wurde gestoppt und in den frühen Morgenstunden war der Brand der Kapellbrücke gelöscht.
Theo Honermann erinnert sich noch gut daran, wie emotional die Menschen reagiert haben. «Als wir nach dem Einsatz in der Bahnhofstrasse einen Kaffee nach dem Einsatz erhalten haben, sahen wir in den frühen Morgenstunden die ersten Menschen um die Ecke biegen, die zur Arbeit gehen wollten. Der Schock sass tief, als sie die traurigen Überreste der Kapellbrücke erblickten. Einige brachen in Tränen aus. Ich erinnere mich an einen Fahrradfahrer, der vor lauter Schreck von seinem Rad fiel.»
Würde sich heute ein Feuer auf der Kapellbrücke wieder so schnell ausbreiten können? «Auf keinen Fall», sagt Theo Honermann, der inzwischen Kommandant der Feuerwehr der Stadt Luzern ist. Natürlich habe man beim Wiederaufbau Massnahmen getroffen. Unter der Brücke gibt es keine Boote mehr - die Brandursache war gemäss Ermittlungen eine Zigarette, die von der Brücke geworfen wurde und auf eine Bootsblache fiel - es herrscht Rauchverbot, es gibt zahlreiche Brandmelder an der Decke und im Dachgiebel sind ein Wärmedetektionskabel und in regelmässigen Abständen feuerfestes Glas eingebaut. «Durch die Feuermelder wird bei den ersten Anzeichen von Hitze Alarm ausgelöst. Das gab es vor 30 Jahren noch nicht.» Damals gab es auch keine Handys. Als die Brücke in Brand geriet, gab es Passant:innen, die zuschauten - aber erst nach etwa 20 Minuten sei der Alarm eingegangen. «So etwas wäre heute undenkbar», so der Kommandant. Das sind aber nicht die einzigen Konsequenzen, die der Brand der Kapellbrücke nach sich gezogen hat. Theo Honermann setzt sich seit vielen Jahren dafür ein, dass individuelle Einsatzpläne für wichtige, kulturhistorische Gebäude und Bauten zur Verfügung stehen. «In Luzern haben wir zahlreiche Objekte, die Kulturgüter sind», erklärt er. «Wir sind dabei, Pläne zu erstellen, die uns bei einem Einsatz einen Überblick verschaffen, welche Bereiche oder Objekte in einem Brandfall aus kulturhistorischer Sicht besonders geschützt werden müssen. » Sehr viele solcher Einsatzpläne sind inzwischen erstellt worden – die Stadt unterstützt die Feuerwehr dafür tatkräftig. «Sollte es zu einem Brand kommen, stehen dadurch der Einsatzleitung umgehend die relevanten Informationen zur Verfügung, um Kulturgut möglichst gut vor Ort zu schützen oder nach Möglichkeit zu evakuieren. Diese Informationen beeinflussen auch die Einsatztaktik, zum Beispiel das Löschwasser auf ein absolutes Minimum zu reduzieren.» Als 2018 das Hotel Schlüssel in Brand geriet, dessen Borromäussaal unter Kulturgüterschutz steht, konnte auf einen dieser Einsatzpläne zurückgegriffen werden. «Bei einem Brandausbruch muss schnell gehandelt werden. Ohne diesen Plan wäre der kulturhistorische Schaden viel grösser gewesen», so Theo Honermann.
Der 18. August 1993 ist und bleibt ein Tag, den Theo Honermann nicht vergessen wird. «Dieser Tag gehört zu den eindrücklichsten Einsätzen in der Geschichte der Feuerwehr Stadt Luzern», sagt er. Dennoch habe er in seiner Feuerwehrkarriere seit 1988 weitaus schlimmere Einsätze erlebt. «Wenn es um Menschen- und Tierleben geht, ist es natürlich tragischer. Man muss das auch sachlich sehen.» Zudem habe die Kapellbrücke nach dem Wiederaufbau zu ihrem alten Glanz zurückgefunden. . «Der Brand mit dem Verlust der historischen Bilder war eine Tragödie. Aber man hat viel daraus gelernt. Und dass heute viele Einsatzpläne für den Kulturgüterschutz existieren, um andere historische Bauten und Objekte schützen zu können, ist eine positive Entwicklung aufgrund dieses Grossbrandes.» (Text: Bettina Wyss)
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