Andy Schneider
steht hinter der Ferienbetreuung der Gemeinde Rothenburg ab 2024/25
Die Zeichen stehen auf «Rot» für die total 16 Dosierampeln auf Stadtluzerner Boden. Lange Wartezeiten, Staus und gefährliche Verkehrssituationen sind an der Tagesordnung. Über 1'000 Personen haben sich bisher bei der eigens dafür eingerichteten Ombudsstelle der TCS beschwert – Tendenz steigend.
Die Schulsommerferien sind vorbei und die neue Saison hat begonnen. Das macht sich auch auf den Strassen der Stadt Luzern bemerkbar, denn der Verkehr hat deutlich angezogen und mit ihm auch der Lärm und viele Staus. Einen nicht unerheblichen Anteil daran haben die Dosierampeln und das, obwohl sie eigentlich ins Leben gerufen wurden, um ebendiese Probleme zu beheben. Um die Situation ganzheitlich zu begreifen, muss man sich zuerst mit der technischen Funktion einer Dosierampel vertraut machen, die sich optisch nicht von ihrem herkömmlichen Pendant unterscheidet. Dosierampeln sind an einen zentralen Verkehrsrechner angeschlossen. Damit die Signalisation entsprechend gesteuert werden kann, werden Sensoren eingesetzt, um die Verkehrsmenge und die Rückstaus zu erfassen. Bei erhöhtem Verkehrsaufkommen werden automatisch Dosierprogramme geschaltet.
Was in der Theorie einleuchtend klingt, sorgt in der Praxis für Dauerkritik vonseiten der Verkehrsteilnehmenden. Dazu Alexander Stadelmann, Geschäftsführer der TCS-Sektion Waldstätte: «Rückmeldungen kommen insbesondere von betroffenen Quartierbewohnenden, die vielfach nicht mehr aus ihrem Quartier herausfahren können beziehungsweise bis zu zehn Minuten und mehr künstlich zurückgestaut werden. Ebenso gehen Rückmeldungen von Personen ein, die nicht mehr aus dem Parkhaus kommen oder die nach Luzern zum Einkaufen oder zu einem Arzttermin fahren und nicht mehr in die Stadt gelangen, wie beispielsweise bei der Dosierampel Sedel. Auch Pendlerinnen und Pendler sind stark von den Dosieranlagen betroffen. Viele nehmen daher nun Umwege unter die Räder, was ökologisch absolut unsinnig ist und nicht im politischen Sinn und Geist von links-grüner Seite sein kann. Aber genau von dieser Richtung her machen sich Politiker für die Dosierampeln stark. Die Ideologie hebelt hier den gesunden Menschenverstand völlig aus.»
Wenn Stadelmann von «Rückmeldungen» spricht, meint er die Erhebungen, die der TCS in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut DemoScope in einer eigens für die Dosierampeln eingerichteten Ombudsstelle macht. Dass es sich bei dem Thema um ein heisses Eisen handelt, das der Bevölkerung unter den Nägeln brennt, beweisen die rund 1'000 Personen, die sich seit der Online-Schaltung im Januar 2023 an die Ombudsstelle gewandt haben. Als Hauptgrund für das Unverständnis bei der Bevölkerung erörtert Alexander Stadelmann den Umstand, dass solche Lichtsignalanlagen auch dann eingeschaltet seien, wenn auf der Strasse kein oder kaum Verkehr herrscht. «Das sieht man unter anderen beim Eichhof und an der Gesegnetmattstrasse in der Stadt Luzern sehr deutlich. Dosierampeln werden von einer Vielzahl der Menschen als Schikane empfunden.»
Im Kreuzfeuer der Kritik stehen hauptsächlich die Dosierampeln an der Arsenalstrasse, Wesemlinstrasse, Hünenbergstrasse, Sedel-/Fridentalstrasse und beim Parkhaus des Grand Hotel National. Vor allem Letztere gibt immer wieder Anlass zu Diskussionen. «Hier entsteht regelmässig ein Verkehrschaos, da die Ausfahrt beim Parkhaus künstlich gestaut wird und es deshalb zu einem Rückstau im Parkhaus kommt», erläutert Stadelmann und fügt an: «Einfahrende Personen kommen nicht bis zu einem freien Parkplatz, da sie sich mit ausfahrenden Fahrzeugen/Personen kreuzen. Der Rückstau der Einfahrenden geht vielfach zurück bis auf die Haldenstrasse. In diesem Zusammenhang kommt es oft zu sehr gefährlichen Situationen. Ein Unfall ist daher nur eine Frage der Zeit.» Freilich hat der Luzerner Stadtrat Adrian Borgula, der die Umwelt- und Mobilitätsdirektion inne hat, eine andere Meinung über Dosierampeln, die Teil des Gesamtverkehrskonzepts Agglomerationszentrum Luzern sind, die vom Kanton und der Stadt Luzern, dem Verkehrsverbund Luzern und dem Gemeindeverband LuzernPlus entwickelt wurden. «Dosierampeln verfolgen hauptsächlich zwei Ziele: Der öV soll beschleunigt werden und der Verkehrsfluss auf den Hauptachsen hoch bleiben. Um den Verkehrsfluss in der Stadt zu garantieren, braucht es diese Zufahrtsdosierung.» Das Problem seien gemäss Borgula nicht die Dosierampeln, sondern die Verkehrsmenge in den Hauptverkehrszeiten. «Wenn auf dem bestehenden Strassennetz mehr Mobilität – gemessen an der Anzahl Personen – abgewickelt werden soll, ist es zwingend, dass der Verkehr flüssig bleibt und dadurch die flächen- und energieeffizienten Busse pünktlich unterwegs sind.»
Alexander Stadelmann betont derweil, dass der TCS Dosierampeln nicht grundsätzlich in Frage stelle, diese aber kritisch hinterfragt werden müssen. «Wo sie nichts bringen, sind diese unverzüglich abzubauen. Die Dosieranlagen dürfen zudem nur eingeschaltet werden, wenn auf dem direkt darauf übergeordneten Strassenstück ein Stau besteht.» In einem Schreiben an die Stadt Luzern im Juni 2023 hat der TCS im Wesentlichen eine intelligente Steuerung der Dosieranlagen und konkrete Zahlen zu jeder Massnahme, wie sich die Verkehrssituation aufgrund der Dosieranlagen verändert hat, gefordert. Die Stadt Luzern will erst im Herbst Zahlen veröffentlichen. Die Online-Ombudsstelle ist weiterhin offen, auch für Nicht-TCS-Mitglieder: www.tcs-luzern.ch/dosierampeln.
Stefan Kämpfen
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